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Qi Gong & Gesundheit
Der positive Einfluß der QiGong-Übungen auf die
körperliche wie auch auf die geistige Gesundheit ist so
umfassend, daß eine ausführliche Behandlung dieses
Themas den Rahmen dieser kleinen Seite bei weitem sprengen
würde.
Darum nachfolgend nur ein paar allgemeine Gedanken:
-Natürlich haben die in den Wudang-Bergen lebenden Taoisten
ihre Beschäftigung mit dem Qi Gong nicht auf die
Selbstkultivierung beschränkt, da dies wiederum eine
Beschränkung der Selbstkultivierung zur Folge gehabt
hätte. Die Gesunderhaltung des eigenen Körpers war
die Voraussetzung für ihre Bemühungen.
Der Körper stellte das 'Fahrzeug' dar, das nötig war,
um das Tao in unserer Welt der Erscheinungen überhaupt
kultivieren zu können. Denn ist der Körper gesund,
dann kann der Geist zur Ruhe kommen, und nur durch einen zur Ruhe
gekommenen Geist kann der Belebende-Geist gefestigt werden.
Darüber hinaus vertiefte sich mit Hilfe der Übungen
ihr Verständnis für die Zusammenhänge
innerhalb des Körpers. Dieses Verständnis half ihnen
bei der Behandlung ihrer Patienten, wenn sie als Heiler tätig
waren.
Die Taoisten trennten also die körperliche Ebene der
Bewegungen nicht von ihrer geistigen Entwicklung.
Sie wußten, daß nur das Verbinden von Yin und Yang
das spontane Ergebnis zeitigen kann.
Die Selbstkultivierung, als Yangaspekt, kann ohne einen gesunden
Körper, der hier den Yinaspekt darstellt, nicht vollendet
werden.
Ein gesunder Körper wiederum kann ohne die Selbstkultivierung
die Wandlung nicht verwirklichen.
Sie schöpften somit das gesamte Potential der Übungen
aus, da sie wußten, daß jede Begrenzung auf nur
einen Teil der Möglichkeiten, auch nur zu einem Teilergebnis
führen kann.
Diese Potential wohnt allen alten Qi Gong-Übungen inne. Es
liegt nur an einem selbst, ob man sie auf einen Teilbereich, wie z.B.
die medizinischen Wirkung, die Kampfkunst oder die spirituellen
Entwicklung begrenzt, oder ob man ihr gesamtes Potential
ausschöpft.
(Der Vollständigkeit halber soll hier auch erwähnt
werden, daß dem Ausschöpfen dieses Potentials auch
eine rechte Ernährung und Lebensweise zugrunde liegen
muß.)
Zu der Zeit, als die Taoisten in den Wudang-Bergen gelebt haben,
existierte der Begriff "Qi Gong", den man mit 'Arbeit am Qi' oder mit
'Arbeit mit dem Qi' übersetzen kann, noch gar nicht. Damals
sprach man allgemein von Dao Yin-Übungen, von Übungen
zum Leiten und Dehnen.
Der Begriff 'Dehnen' verweist auf die körperliche Bewegung,
und das 'Leiten' auf das damit einhergehende Fließen des Qi
innerhalb des Körpers.
Diese Übungen dienten somit auch zur Gesunderhaltung des
Körpers.
Allgemein gesprochen ist man nach taoistischer Sicht gesund, wenn
die Fünf-Wandlungsphasen in Harmonie sind, und das
Qi dadurch frei im Körper zirkulieren kann, bzw. wenn das Qi
frei zirkulieren
kann, und die Fünf-Wandlungsphasen des Körpers
dadurch in Harmonie kommen können.
Bei den Fünf-Wandlungsphasen handelt es sich um ein
Entsprechungssystem, dem alle Dinge zugeordnet werden können.
Man bezeichnet sie auch als die Fünf-Elemente Holz - Feuer -
Erde - Metall - Wasser.
In der Medizin werden unter anderem die Organe und die mit ihnen in
Verbindung stehenden Meridiane den einzelnen Wandlungsphasen zugeordnet:
Holz -
Leber -
Galle
Feuer -
Herz -
Dünndarm
Erde -
Milz - Magen
Metall -
Lunge -
Dickdarm
Wasser -
Niere -
Blase
(Detaillierte und ausführliche Zuordnungen finden sich in der
einschlägigen Literatur.)
Diese Wandlungsphasen, und damit auch die entsprechenden Organe, stehen
alle miteinander in Verbindung und üben eine gegenseitige
Wirkung aufeinander aus. So gibt es einen sogenannten
ernährenden Einfluß, einen kontrollierenden
Einfluß und einen schwächenden Einfluß.
Mit Hilfe der Qi Gong-Übungen kann man z.B. sowohl ein
krankheitsbedingtes Übermaß, als auch eine
krankheitsbedingte Schwächung eines dieser Einflüsse
wieder harmonisieren.
Das eigentliche Bestreben jedoch ist der Ausgleich und das
Harmonisieren dieser gegenseitigen Einflüsse. Sind diese
gegenseitigen Einflüsse ausgeglichen, wird dadurch die gesamte
körperliche und geistige Struktur harmonisiert. Durch die
Übungen werden Blockaden abgebaut, so daß das Qi
frei im Körper fließen und die Organe optimal
versorgen kann.
(Da das Qi nicht vom Blut getrennt werden kann, bezieht sich dies
natürlich auch auf den Kreislauf und die
Durchblutung. Weiterhin sind natürlich auch
diejenigen Meridiane eingebunden, die nicht direkt einem Organ
zugeordnet werden, die aber ebenfalls einen entscheidenden
Einfluß auf deren Funktion ausüben.)
Man braucht jedoch kein Arzt zu sein oder über profunde
anatomische Kenntnisse zu verfügen, damit sich die
gesundheitsfördernde Wirkung des QiGong entfalten kann.
Im Gegenteil, je unvoreingenommener und je absichtsloser die
Übungen durchgeführt werden, desto tiefer ist deren
Wirkung.
Ein Grundgedanke des Taoismus ist das 'Wu Wei', das absichtslose
Handeln.
Es bildet die Basis für eine natürlich ablaufende
Entwicklung.
Das ungewollte Erreichen, das nicht bewußt gesteuerte
Erreichen, - das ist die höchste Kunst.
Dies gilt im Bezug auf das QiGong auch ganz besonders für die
Atmung.
Denn das Lösen von Blockaden im Körper und das freie
Zirkulieren des Qi, hängen nicht nur von der
körperlichen Bewegung, sondern auch von der Atmung ab.
Die Atmung spielt eine so entscheidende Rolle, daß die Qi
Gong-Übungen im Westen oft fälschlicherweise als
'Atemübungen' bezeichnet werden.
Eine bewußt gesteuerte Atmung jedoch behindert sowohl den
freien Fluß des Qi, als auch das Sicheinstellen einer
natürlichen und lockeren körperlichen Bewegung
während der Übungen.
Die Taoisten erkannten, daß die gesundheitsfördernde
Wirkung der QiGong-Übungen direkt mit dem Entspanntsein des
Körpers und mit der natürlichen Ein- und Ausatmung
während der Übungen zusammenhängt.
Durch das unbewußte und tiefe Atmen, kann der Körper
entspannen und locker und weich werden.
Ist der Körper entspannt und locker, kann die Atmung tief und
gleichmäßig werden, wodurch sich wiederum der Geist
entspannt.
Sind Körper und Geist unverkrampft, dann sind die Bewegungen
und der Atem angemessen und das Qi kann sich ansammeln und befestigen.
Dies alles geschieht auf natürliche Art und Weise, ohne
daß der Geist steuernd eingreift.
Mit der Zeit behält man diese Ausgeglichenheit auch im Alltag
bei, denn die tiefe und gleichmäßige Atmung und die
innere Ruhe bleiben dann auch außerhalb der Übungen
erhalten.
Wenn wir unser Qi durch die Übungen angesammelt und befestigt
haben, es also eine Wurzel hat, dann können wir es
selbstverständlich in außergewöhnlichen
Situationen, wie z.B. bei einer Krankheit oder einer Verletzung,
bewußt im Körper leiten, um so die Heilung zu
beschleunigen.
Dafür muß aber das 'Qi-Reservoir' erst einmal
gefüllt sein.
Dieses 'Füllen' geschieht durch das
regelmäßige Üben.
Die Qi Gong-Übungen kräftigen den Körper und
die Organe, so daß wir , bis ins hohe Alter,
widerstandsfähiger gegen Krankheiten werden.
Weiterhin beruhigen sie unseren Geist, so daß wir gelassener
werden, uns wohler fühlen und sich dadurch unsere
Lebensqualität verbessert.
Sind wir innerlich gelassen, können uns
äußere Einflüsse nicht mehr "stressen",
wodurch eben diese krankmachenden Einflüsse verringert werden.
Die
Übungen des Liu He Gong
sind so ausgelegt, daß sie genau diese Entwicklung
anstoßen, fördern
und befestigen, denn sie gründen auf den folgenden Prinzipien:
1. Die
innere Ruhe
Innere Ruhe fördert den Geist, da sie
verhindert, daß sich der Geist zerstreut.
2. Die
angemessene Bewegung
Sie kräftigt den Körper.
Die Bewegungen sind aus der Ruhe des Geistes
geboren, und so erlangt der Körper umfassende
Beweglichkeit. Haben die Bewegungen eben diese
Wurzel, nähren sie ihrerseits die Ruhe des Geistes.
Körper und Geist fördern und
nähren sich so gegenseitig.
3. Die
Milz nähren
Wird die Milz genährt, pflegt man das
Erworbene.
4.
Die Nieren nähren
Werden die Nieren genährt, pflegt man das
Angeborene.
5. Das
Herz und die Lunge gemeinsam stärken
Werden Herz und Lunge gestärkt, dann wird
auf der organischen Ebene das Gehirn genährt und
“gereinigt”, und auf der nicht materiellen Ebene,
dessen Funktion, nämlich der Geist, genährt und
geschützt.
6.
Die Leber stärken
Wird die Leber gestärkt, zeitigt dies das
angemessene, den Umständen entsprechende, Reagieren
7.
Das absichtslose Handeln
Absichtsloses Handeln bedeutet, nicht
zielgerichtetes Handeln. Die Liu He Gong Übungen sind vor
allem vorbeugende Übungen, so
daß man auch auf unvorhersehbare Umstände
vorbereitet ist.
8.
Beharrliches Üben
Das Qi Gong ist jedoch keine "Pille", die man mal eben schlucken kann,
wenn es einem mal wieder schlecht geht.
Die Beschäftigung mit dieser Jahrtausende alten Kunst setzt
beim Übenden ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit und
Beharrlichkeit voraus.
Die Alten sagten:
Zuerst
stärke die Mitte,
dann beruhige das
Herz;
doch in Eile geht
nichts,
was der
Mühe wirklich wert
ist.
Es gibt keine Abkürzungen
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